Thema: Fanszene
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Alt 12.09.2015, 10:45
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Harvey Specter Harvey Specter ist offline
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Bislang war unsere Fanszene in der öffentlichen Darstellung oft durch irgendwelche rechtslastige Kontakte im Fadenkreuz und wurde dann mit der Dortmunder Szene in einem Atemzug genannt. Nach der Aktion mit dem Schalke-Auto sehe ich unsere Fanszene nun auch bzgl. der eskalierenden Gewaltproblematik auf einer Ebene mit der Wilden Horde aus Köln, die Pkw abgedrängt hatte.

Natürlich betrifft dies nicht die gesamte Fanszene, aber es fällt bundesweit auf die ganze Szene erst einmal als Meldung zurück. Das kann und darf nicht sein! Ultras und Hooligans wird es immer und kann es nach meiner Auffassung geben, in und um Stadien muss es aber klare Regeln geben, die unbedingt einzuhalten sind. Wenn ich morgen nach Köln fahre, möchte ich auch die Hoffnung haben, dass keine Typen der Kölner Szene sich an meinem Wagen zu schaffen machen, während ich drinnen sitze. So etwas muss eine Selbstverständlichkeit sein, in Aachen und sonst auch eigentlich überall.

Wenn nun ein Pilotprojekt des DFB mit einer Spezialistin aufgezogen wird, dann frage ich mich, wo denn die ersten Effekte zu erkennen sind, weil diese Kooperation schon seit etlichen Monaten zumindest angegeben wird (vielleicht ist der Start aus terminlichen Gründen verspätet erfolgt). Aber, wenn die Gruppen tatsächlich nicht richtig definiert sind, wie will man sich mit ihnen zusammensetzen und ggf. auch kommunizieren? Hören sie überhaupt zu und besteht Bereitschaft zur Akzeptanz von einem Mindestmaß an Regelungen? Durch das Fahnenzündeln in Dortmund ist etwas Unruhe und evtl. auch ein paar Zweifel aufgekommen. Sollte man hier nicht direkt einschreiten? Wie auch immer, es muss sich sehr schnell etwas Grundlegendes ändern, viel Erfolg an die Dame, aber ich bin sehr skeptisch. Parallel sollte man sich aber auch einen Plan B bereitlegen und evtl. drastischer das Umdenken zu fordern.

Kritik wird auch immer wieder an den Fanbeauftragten/Fanbetreuung laut. Zusammen mit der Security wären bei Beobachtungen von Fehlverhalten und evtl. auch Straftaten diese zu kommunizieren. Hier ist die Linie zwischen Angestelltenverhältnis und Freundschaft bestimmt nicht einfach, aber es ist hier primär ein Job. Ich kann mir nicht anmaßen hier zu bewerten, da ich keine richtigen Einblicke habe. Nach meiner Auffassung müsste aber die Geschäftsführung und evtl. auch der Aufsichtsrat Einblicke haben, und zwar in besonderen Situationen eigene Einblicke, keine berichteten. Vielleicht bin ich etwas naiv, aber ich frag mich, ob es möglich gewesen wäre, dass Geschäftsführungs- und evtl. Aufsichtsrat- sowie vielleicht auch Vorstandsmitglieder die Möglichkeit gehabt hätten in Dortmund in den Innenraum zu gelangen und die Aggressionsbereiten zu beruhigen. Sie hätten dabei die Arbeit der Fanleute direkt gesehen und auch werten können. Solche Handlungen wären bei einer Stellungnahme beim Verband auch nicht hinderlich oder nachteilig. Beim Spiel gegen Schlake II hätte man Robert Moonen auch nicht unbedingt alleine lassen brauchen. Auch hier hätte man Geschäftspartner mal für ein paar Minuten alleine lassen können und das Mikro nehmen können oder sich Richtung Block bewegen können. Wird so etwas auch in einem Bericht des Schiedsrichters wohlwollend vermerkt? Um positiv wahrgenommen zu werden, kann man auch mal spontane und unerwartete Handlungen vornehmen. An der Stelle frage ich mich immer noch, wieso der Geschäftsführer nach dem eklatanten Einlassproblemen wegen fehlendem Personal sich nicht in der Halbzeit mit dem Mikro bei den betroffenen Besuchern direkt kurz entschuldigt hat, dies wäre ehrlich, persönlich und beruhigender gewesen.

Selbstreinigende Entscheidungen, wie bei den Essener Ultras, wird es vermutlich in absehbarer Zeit nicht geben, wenngleich immer einmal Generations-/Nachwuchsprobleme kommen werden. Gelabert und diskutiert wurde viel, wie es in der heutigen Gesellschaft leider so üblich ist. Wenn sich die Fanszene im und um das Stadion dem absoluten Support ohne Einsatz von Gewalt und untersagten Handlungen mit geilen Choreografien und super Stimmung zurückbesinnen würde, würde mich dies total begeistern. Das sollte auch mit Ultras möglich sein. Morgen kann dies schon in Köln, hoffentlich ohne Pyro, der Fall sein. Und wie reagiert der restliche Block, wenn doch wieder Pyros abgefackelt werden? Gibt es dann eine berichtenswerte und selbstreinigende und friedliche Aktion unter den Fans? Wir alle sind die Fanszene!
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"Nach dem Skandal ist hier immer vor dem Skandal", sagt Christoph Pauli, der als Sportchef der Aachener Zeitung in den letzten Jahren etliche davon hat aufschreiben müssen. [DIE ZEIT No. 06/2004 v. 29.01.2004]
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a.tetzlaff (12.09.2015), DerLängsteFan (12.09.2015), Kosh (12.09.2015)