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Alt 27.09.2015, 16:59
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Wissquass Wissquass ist offline
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Zitat von Mott Beitrag anzeigen
Klingt vernünftig und wäre als Verantwortlicher auch meine erste Wahl.

Aber: Das ist nur dann zielführend, wenn man grundsätzlich von den Kompetenzen und Fähigkeiten seines leitenden Personals überzeugt ist. Von den fachlichen ebenso wie von den sozialen.

Klitzpera hat seit seinem Dienstantritt zu Jahresbeginn 2015 ersteinmal nur Eines zuverlässig hinbekommen: stetige Unruhe im Umfeld. Es begann mit einem eher kindlichen Akt der Machtdemonstration am Rande des Auswärtsspiels im Flinger Broich. Es ging weiter mit "Personaldiskussionen" und "Vertragsverhandlungen", die fröhlich über die Medien geführt wurden. Danach wurde das offensichtlich gut harmonierende und erfolgreiche Trainergespann coram publico zu Statisten degradiert (Spielertransfer hinter dem Rücken der Coaches). Und alles garniert mit widersprüchlichen, irreführenden und zumindest halbwahren Äusserungen in den Medien. Zu schlechter letzt dann die Causa Plaßhenrich.

Da durfte man schon kurz überlegen, ob die oben erwähnten sozialen Kompetenzen genügend ausgeprägt sind oder ob es dem SD einfach nur an einer gewissen Professionalität mangelt. Nun gut. Sich wundern, grummeln, aber erst einmal Ruhe bewahren. Schließlich stand sein wahres Gesellenstück ja noch bevor: die Zusammenstellung eines Kaders, der mindestens an die Leistungsfähigkeit der Vorsaison anknüpfen kann. Und die Installation eines Trainerteams, das diese Leistungsfähigkeit in ein geeignetes Spielkonzept einbauen kann.

Die Abgänge von Hofmann, Lejan und auch Jerat darf man Klitzpera in keinster Weise ankreiden. Hofmann und Lejan wären unter keinen realistischen Umständen zu halten gewesen. Jerat hatte sich selbst diskrdiert und unhaltbar fürs Mannschaftsgefüge gemacht. Auch Garcias Weggang war nicht die Katastrophe, zu der ihn hier einige jetzt im Nachhinein machen wollen. Selbst hier im Forum wurde das doch immer so gesehen. Den Wechsel von Behrens muss man da schon kritischer hinterfragen. Auch der Rest war meiner irrelevanten Meinung nach wenig erbaulich. Das Team ist unausgewogen zusammengestellt. Schwachstellen im Sturm wurden nicht ausgebessert. So mancher, gerne lauthals als Königstransfer Gefeierte hat seine RL-Tauglichkeit bis heute nicht nachweisen können (Propheter, Gödde, Vrzogic).

Unterm Strich muss ich subjektiv feststellen, dass Klitzpera bisher wenig dafür getan hat, die Alemannia auf dem Konsolidierungskurs zu halten, auf dem sie gut unterwegs war. Im Gegenteil: Er hat den Kahn zielstrebig in ein veritables gefährliches Orkantief gesteuert.

Und der Trainer: Tja, komischer Fall. Auch bei Schuhenrich war nicht alles immer Gold. Die grandiose Idee, Behrens plötzlich als linken Flügelstürmer zu bringen beispielsweise. Oder die mitunter holprig-abwartende Spielweise der Mannschaft. Aber am Ende des Tages haben es die beiden dann doch hinbekommen, ein Spitzenteam zu formen, das bis unter die Haarspitzen motiviert war und vor Selbstbewusstsein strotzte. Das sich als Einheit präsentierte, Gift & Galle spucken und dann doch zum richtigen Zeitpunkt auf Agro-Pressing umschalten konnte. Auch, weil es stets fitter daher kam als der Gegner. Bei denen hätte das Spiel auch 110 Minuten dauern können.

Heute ist der Kick für die meisten schon nach 75 Minuten zu Ende. Die Mannschaft tritt nicht mehr geschlossen auf. Von Grell und Vorchecking ist kaum was übrig. Das Flügelspiel ist einem Hoch & Weit nach Zufallsprinzip gewichen, weil der Spielaufbau der Innenverteidigung überlassen bleibt. Das Mittelfeld irrlichtert durch die Räume. Sturm findet nicht statt. Bewegung ohne Ball ebeno wenig. Die Raumaufteilung sieht so aus, dass immer drei oder vier Spieler um den Ballführenden herumlaufen und der Rest hilflos zuguckt. Anspielstationen, Freiräume, Gassen können so nur sehr eingeschränkt geschaffen werden.

Und an diesen Punkten kommt Benbennek ins Spiel. Denn das Spielsystem, die Spielidee sind seine zentralen Aufgaben. Nur kann ich hier nichts erkennen. Noch nicht einmal die Konservierung des Vorjahresniveaus. Von Weiterentwicklung ganz zu schweigen.

Ellenlange Rede, kurzer Sinn: Ich fürchte, dass Deine ansich gute Idee des "Wir-setzen-uns-mal-an-einen-Tisch" hier nicht mehr greift. Weil das Konstrukt AK-CB schon in seinen Grundfesten marode ist.

Sehr vieles sehr treffend analysiert, und wie immer sprachlich so geschliffen, dass man nur den Hut ziehen kann.

Dennoch sei ein Gegenaspekt erlaubt:
Versetzt Euch mal in die Lage von Klitze:
Bekommt nach scouting Gedümpel die einmalige Chance als SD bei seinem Lieblingsverein, freut sich wie Bolle und geht voller Tatendrang die neue Aufgabe an...,
merkt aber bald, willkommen geht anders....
das vorhandene Personal schaut mal kurz hoch,.., ach ja, gut, wenn uns einer was zur Hand gehen kann (wohlgemerkt, zum neuen Vorgesetzten), ...und :..äh, ne. bitte nicht hierhin setzen, das ist unser Revier, tschüs...
und dann geht der Mist weiter,
das journalistische Umfeld beäugt ebenso misstrauisch den Intruder und eröffnet üble Ränkespiele anstatt ausgleichend zu wirken,
dann erklären die besten Spieler, dass sie wegwollen,
und all die gewünschten guten Spieler winken ab, kommen für das bisschen Geld nicht zum Tivoli, Tradition hin oder her,
und schließlich setzt man alle Hoffnung auf einen primär dynamisch anpackend wirkenden Trainer, der aber im Verlauf erhebliche Schwächen im Bereiche Taktik, Trainingsaufbau und Menschenführung offenbart ..
All das hat Klitze sich ganz gewiss so nicht vorgestellt.
Klar ist aber auch, dass jetzt Krisenbewältigung von ihm erwartet wird.
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Da hat doch jetzt tatsächlich einer eine zusätzliche Flasche aufs Spielfeld geworfen..
(Werner Hansch)
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