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Alt 27.06.2016, 23:12
Aki Aki ist offline
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Alemannia und die Presse

(Achtung wird zuweilen trocken!)

Ich möchte noch einmal auf die Aachener Pressereflektion zu den Bekanntmachungen von Herrn Reimig und Herrn Skrzypski kommen. Es ist sehr interessant, dass die subjektive Wahrnehmung der Journalisten sehr unterschiedlich ist und sogar zu verwirrenden Begriffsbildungen und Erkenntnissen führen kann.

Fangen wir mal mit meinem absoluten Highlight an. Die AN schreibt von „Negativleistungen“ i.H.v. EUR 705.000. Was sind betriebswirtschaftlich gesehen „Negativleistungen“? Mir nicht bekannt! Klingt auch übel bis unschön. Da die AZ bzgl. des Betrages von EUR 705.000 von einem „nicht gedeckten Fehlbetrag“ schreibt, habe ich die Hoffnung, dass die „Negativleistung“ dann doch eher eine journalistische Eigenwilligkeit sein könnte und nicht von Herrn Reimig stammt.

Dagegen zitiert die AZ dann Herrn Reimig mit „echten Schulden“. Gibt es dann auch 'falsche oder unechte Schulden'? Bzgl. dieser EUR 577.000 wird da vermutlich auch ein Missverständnis vorliegen. Kurzfristige Verbindlichkeiten? Gerne. Verbindlichkeiten mit Rangrücktritt? Auch gerne. Aber „echte Schulden“, das kann doch nicht sein. Nur zur Info: Die AN schreibt von ‚tatsächlichen Schulden‘. Also wird „echte Schulden“ vermutlich dann doch kein Zitat sein.

Machen wir mal bei der AZ weiter. Dort werden die Herren Reimig und Skrzypski als Wirtschaftsexperten ausgewiesen, die auf die Bekanntmachungen von Herrn Dr. Steinborn bei der IG reagieren und in die Offensive gehen. Komisch, dass Herr Skrzypski auch bei der IG anwesend war und er eigentlich derjenige war, der die ganzen interessanten Zahlen verkündet hat, wird vernachlässigt. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass Herr Dr. Steinborn mit Herrn Skrzypski in der Defensive waren.

Sehr schwierig ist dann der Drahtseilakt der Journalisten, die viele Zahlen preisgeben, aber dabei unterschiedliche Perioden und Zeitpunkte streifen.

Die AZ berichtet noch relativ deutlich, dass zum 31.12.2015 EUR 577.000 an „echten Schulden“ (?) vorliegen und ein „nicht gedeckter Fehlbetrag“ zum 31.12.2015 von EUR 705.000 vorliegt. Anschließend werden dann nicht Kalenderjahre (Ende: 31.12.), sondern Fußballsaisons (Ende: 30.06.) verglichen:

2014/2015:
Gesamtumsatz: EUR 4.457.000 / Ausgaben: EUR 4,9 Mio (AN: EUR 4,88 Mio)

2015/2016:
Gesamtumsatz: EUR 4.705.000 (vorläufig!) / Ausgaben: EUR 5,6 Mio (AN: EUR 5,59)

2016/2017:
Gesamtumsatz: EUR 3.661.000 (Planung) / Ausgaben: EUR 4 Mio (AN: EUR 4,02 Mio) (Risiko von EUR 360.000 wird als „vertretbar“ gehalten)

Die AN geht umgekehrt vor. Sie vergleicht erst die Saisons miteinander und geht dann viel detaillierter auf die Bilanz zum 31.12.2015 ein. Offensichtlich gibt es aber noch Angaben, die erst bei der Mitgliederversammlung angegeben werden, denn die Zielsetzung der Angaben scheint in Richtung einer Liquiditätsbetrachtung zu gehen. So wie es erscheint, sind hier aber die „echten Schulden“ von EUR 577.000 gemeint, die zum 31.12.2015 vorlagen. Wie hoch die „echten Schulden“ zum 30.06.2016 sein könnten, wird anscheinend nicht prognostiziert. In der schnelllebigen Zeit ist ein Zeitversatz von fast sechs Monaten bedeutsam.

Da die Alemannia nun den Wechsel von Kalenderjahr zum abweichenden Wirtschaftsjahr (01.07.-30.06. = Saison) beschlossen hat, würden die Daten für den Zeitraum vom 01.04.2014 bis zum 30.06.2014 benötigt, damit man mal ‚querrechnen‘ kann, sonst fehlt immer irgendein Zeitraum.

Sehr überrascht haben mich dann zwei „Zitate“ in der Presse, die vermutlich auch so nicht gesagt wurden.

Da steht doch, dass Herr Reimig gegenüber der AN gesagt haben soll, dass er bzgl. der Steuerforderungen von Finanzamt und Stadt davon ausgeht, dass diese Forderungen erlassen werden, denn „anderenfalls hätte ich dafür in der Bilanz der GmbH Rückstellungen machen müssen“. Ersten stimmt die Sprachwahl nicht („machen müssen“ statt eher „bilden müssen“). Anderenfalls kann es doch nicht sein, dass hier der Eindruck erweckt wird, dass der Schatzmeister des TSV, der Aufsichtsratsmitglied (Kontrollorgan) der GmbH ist, selbst die Bilanz der GmbH erstellt hat. Nein, nein, nein! Was macht denn dann der Geschäftsführer oder was darf er machen? Dann würde der Aufsichtsrat über Unterlagen kontrollierend werten müssen, die ein eigenes Mitglied selbst erstellt hat? Dass Herr Reimig als wirklich anerkannter Fachmann den Jahresabschluss vor einem Wirtschaftsprüfer als Aufsichtsrat eingehend auf Herz und Nieren prüft, keine Frage! Da muss etwas falsch verstanden worden sein.

Und dann der andere Hinweis: Die AN gibt an, dass die Bilanz für das Geschäftsjahr 2015 (also: 01.01.-31.12.) der Alemannia Aachen GmbH auch bei der Mitgliederversammlung vorgelegt wird. Zudem wird von Herrn Skrzypski dann noch auf die Wirtschaftsprüfer verwiesen. Da diese den 30.06.2016 noch nicht am 29.06.2016 geprüft haben können, muss es sich um den 31.12.2015 handeln. Dies steht dann wiederum im krassen Gegensatz zu den Ausführungen von Herrn Dr. Steinborn bei der IG. Dieser hatte auf mehrere Rückfragen zur Frage des Vertrauens dargelegt, dass man gerade nicht Jahresabschlüsse (nach Kalenderjahr), sondern Saisonergebnisse eigentlich vor einem Jahr bei der Mitgliederversammlung präsentieren wollte und hier wohl ein Missverständnis vorlag. Da Herr Skrzypski bei der IG-Veranstaltung anwesend war und mitbekommen hat, wie sehr sensibel dieses Thema aus dem vergangenen Jahr war, kann ich mir nicht vorstellen, dass er dies so gemeint hat. Wenn die Mitgliederversammlung im ersten Halbjahr stattfinden soll, wird es schwerlich möglich sein ein aktuelles Saisonergebnis jemals zu präsentieren
Wie man es dreht und wendet: Die subjektive Wahrnehmung der Journalisten ist überraschend, insbesondere, wenn die Wahrnehmung teilweise eindeutig unterschiedlich ist.

Auch wenn man diese Erkenntnisse/Abweichungen eliminiert, bei der Alemannia ist das Glas derzeit weder halb voll, noch halb leer, es ist offensichtlich merklich weniger im Glas.

Den Hinweis, dass Jugendmannschaften in den ATSV zurückgeholt werden, finde ich gut. Über Eintrittsgelder für Siebenjährige und älter sowie die Kürzung des ASEAG-Bundles kann man geteilter Meinung sein und ausgiebig diskutieren, trotzdem muss man erkennen, dass man sich um Kosteneinsparungen bemüht.

Wenn Alemannia 2016 Reloaded (als verbilligte Jugendabteilung mit einigen routinierten Spielern unter der Leitung von Trainer Kilic ohne Sportdirektor) jetzt durchstartet, das wäre geil! Die Hoffnung stirbt zuletzt! Ich möchte auch, dass die Spieler zukünftig nach Siegen (auch in Siegen) ganz oft stoisch klatschend in der Fanecke stehen, wie die Isländer gerade!!!
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