Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2327  
Alt 24.01.2017, 15:50
Franz Wirtz Franz Wirtz ist offline
Veteran
 
Registriert seit: 30.08.2016
Beiträge: 1.630
Abgegebene Danke: 1.903
Erhielt 836 Danke für 423 Beiträge
Ausrufezeichen „Jammern auf hohem Niveau“ ...

Zitat:
Zitat von hodgepodge Beitrag anzeigen
Die Herren haben ja auch zugegeben, dass ihnen die sportliche Kompetenz fehlt. Sie sind froh, diese jetzt in Person von Kilic gefunden zu haben.

Nur, Alemannia hat neben dem wirtschaftlichen Problem auch ein riesiges sportliches Problem. Niemand kann für die neue Saison planen. Bis die Mitgliederversammlung stattfindet wird noch einige Zeit vergehen; Zeit die Alemannia nicht hat. Man will zwar mit Kilic verlängern, weiß aber noch nicht, ob man ihn bezahlen kann. Ähnlich verhält es sich bei den Spielerverträgen. Kilic und die Leistungsträger werden nicht ewig auf ein Angebot der Alemannia warten (können). Es ist doch logisch, dass einige Spieler Anfragen anderer Vereine vorliegen haben. Im Prinzip gibt es nur folgende Möglichkeiten:

1. Es erscheint noch der "weiße Ritter" der mit seinem privaten Kapital bei Alemannia einsteigt (mehr als unwahrscheinlich )

2. Investoreneinstieg, Erhöhung des Sportetats verbunden mit der Hoffnung des Aufstieges. Gleichbedeutend Verkauf der Seele des Vereins. Ungewiss, ob der Betrag ausreichend ist, um um den Aufstieg mitzuspielen.

3. Kein Invstoreinstieg. Weitere drastische Etatkürzung. Vermutlich Kampf gegen den Abstieg. Hoffen auf ein Wunder, wahrscheinlicher: "Sterben auf Raten" durch weiteren Zuschauer- und Sponsorenrückgang.

4. Insolvenz der GmbH, Neustart in der Bezirks- oder Landesliga. Abhängig von Kölmel, ob Neugründung und Start in der Kreisliga D.

Ich persönlich weiß noch nicht, wie ich bei der Mitgliederversammlung abstimmen werde. Im Moment halte ich die Bedingungen des Investors für nicht annehmbar. Aber hier scheint es ja noch Verhandlungen zu geben.

Ich gehe jetzt seit fast vierzig Jahren zur Alemannia. Für mich steht nur eines fest: Egal welcher Weg eingeschlagen wird, ich werde ihn mitgehen.

Alemannia ist und bleibt für mich eine Herzensangelegenheit.
Auch wenn ich nur „bekennender Nicht-Fan“ bin und das Geschehen lediglich „aus der Ferne“ verfolge, traue ich mir doch zu, zumindest einige Unmöglichkeiten generell auszuschließen:

Vorab, das von Dir erkannte „riesige sportliche Problem“ resultiert ausschließlich aus den wirtschaftlichen Umständen. Zeitgleich in dem Moment, in dem diese sich entspannen, wird man auch wieder handlungsfähig. Der gegebene Zeitdruck begünstigt entsprechend schnelle kalkulierbare Lösungen und sorgt andersrum dafür, dass schwer vorhersehbare und langwierige Lösungsansätze sich quasi von selbst verbieten.

Punkt 4 - Insolvenz, fällt grundsätzlich als Möglichkeit aus. Die Stadt ist im Verwaltungsrat ausreichend vertreten und wird aus den Ereignissen der letzten Jahre zumindest gelernt haben, sich die Zahlen rechtzeitig und fortwährend anzuschauen.

Punkt 3 - Kein Investoreneinstieg, „Sterben auf Raten“, alternativ „Jammern auf hohem Niveau“. 2.500.000 € alljährlich als Betriebskostenzuschuss seitens der Stadt Aachen einsacken, keine Miete zahlen, in einem Riesenstadion spielen und einen innerhalb der Regionalliga außerordentlich hohen Zuschauerschnitt genießen und zeitgleich noch derart jammern können, muss man auch „erst 'mal bringen“. Etwas weniger Selbstmitleid, und die Welt sieht gleich ganz anders aus. Wochentags wie Profis trainieren und am Wochenende in einer Amateurliga gegen reine Amateurmannschaften antreten, manchmal erscheint mir das Selbstmitleid ein wenig zu stark ausgeprägt. Punkt 3 heißt zunächst einmal „selbstbestimmt weiterleben“, - es gibt Schlimmeres.

Punkt 2 - Investoreneinstieg, wird eigenwilligerweise zunehmend unwahrscheinlich. Das leichtfertige Geschwätz von Dr. Christian Steinborn, mit dem er die zu Beginn „unbestimmten“ Prozentangaben eines Verkaufs - schwuppdiwupp - zu unversehens 80 % hochschraubte, war schlichtweg unverantwortlich. Der anfängliche Überraschungseffekt und die damit verbundene Schockstarre sind bei vielen Fans allmählich immer mehr verflogen, sind einer nachvollziehbaren Wut auf die Führungsetage gewichen und haben den Wunsch nach einem entsprechenden „Revanchefoul“ aufkommen lassen. Sollte Dr. Steinborn es tatsächlich wagen, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung ein Investorenmodell zu präsentieren, sollte das grundsätzlich anders aussehen, als die aktuell in Rede stehenden. Ansonsten könnte die Veranstaltung „böse“ für ihn ausgehen. Sollte die aufgetauchte Bewegung innerhalb der Fankurve sich tatsächlich dauerhaft behaupten, muss die Führungsetage sich vorwerfen lassen, durch ihr ungeschicktes Vorgehen eine weitere Spaltung innerhalb der Fanszene und hierdurch eine zusätzliche Belastung für den Klub heraufbeschworen zu haben.

Punkt 1 - Der weiße Ritter, ich hatte all' dies an anderer Stelle schon mehrfach beschrieben, anstatt eines „reichen Onkels“ wird die entscheidende Rolle ohnehin durch die „zuverlässige Tante“, sprich die Stadt Aachen wahrgenommen. Sie allein entscheidet und ich möchte „auf der Stelle tot umfallen“, wenn aktuell im Hintergrund nicht längst diesbezügliche Absprachen getätigt werden. Andernfalls ließe sich die spürbare Zurückhaltung seitens des Verwaltungsrates hinsichtlich des stockenden Verhandlungsverlaufs mit der Investorengruppe nicht erklären. Das einzige reale Problem für die Stadt ist die „Verpackung“, aber ich nehme 'mal an, es fällt ihr immer noch leichter, direkte Hilfen für den Traditionsverein zu deklarieren, als dauerhafte finanzielle Hilfen für externe Fremdfirmen.

Fazit: Einzig und allein die Stadt bestimmt, wo's lang geht. Der Oberbürgermeister hat zwar schon durchblicken lassen, dass er sich für den Einstieg der Investorengruppe ausspricht, aber speziell „seine Art von Optimismus“ ging bislang immer zu 100 % „in die Hose“. Insbesondere der erhoffte Kompetenzzugewinn erscheint mir zweifelhaft. Zweifellos haben sich die derzeit Agierenden wahrlich „nicht mit Ruhm bekleckert“, aber sich vollständig „fremden Händen auszuliefern“ kann und darf niemals die Lösung sein. Den Ehrgeiz, sein eigenes Schicksal wieder selbstbewusst und selbstverantwortlich zu bestimmen, muss der Verein schon aufbringen. Warum sollte man ihn ansonsten retten?
.
__________________
„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
Joachim Ringelnatz
Mit Zitat antworten