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Alt 17.07.2023, 14:55
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Andreas Andreas ist offline
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Puh, ich hab überlegt, ob ich diesen - im Weiteren durchaus persönlichen - Text nach meinem Urlaub noch schreiben soll, aber mir ist jetzt einfach danach.

Vorab: Die Entscheidung, die IG nunmehr aufzulösen, scheint mir richtig zu sein. Es gab einfach keine Perspektive mehr für einen sinnvollen Fortbestand des Vereins, zum einen aufgrund fehlender Bereitschaft zur ehrenamtlichen Vorstandsarbeit, zum anderen auch, und das ist wohl noch wesentlicher, aufgrund des fehlenden Grundkonsenses über die Aufgaben des Vereins. Was ist eine Interessengemeinschaft, die zwar ein gemeinsames Grundinteresse - ALEMANNIA - hat, die aber gleichzeitig aufgrund der Diversität unter uns Alemannen kaum alle Interessen und Vorstellungen abdecken kann.

Für mich ist die Auflösung dennoch schmerzhaft, war doch IG für einige Jahre meine Alemannia-Heimat. Ich bin seinerzeit (deutlich vor der IG-e.V.-Gründung) über BigBandi und den IS zur Alemannia gekommen. Für mich als Jungspund war es seinerzeit ganz großartig, mit Aixla, Luke, BigBandi und Co. im S-Block und auswärts unterwegs zu sein. Das war sicher nicht der klassische Einstieg in eine Fankarriere, aber aus der Jülicher Diaspora war es schwierig, einen Fanclub zu finden, und als Ultra habe ich mich nie gesehen.

Mit dem langsamen Zerfall des IS und später dem Wegfall des gemeinsamen Stehbereichs unter dem Fernsehpodest im S-Block war ich dann erstmal orientierungslos. Und so war ich sehr froh, dass ich - wiederum über Aixla, aber auch mit Klööss und anderen - zur IG kam. Hier habe ich zwei Jungs gefunden, die heute meine besten Freunde sind, hier habe ich das Frühstück meines Junggesellenabschieds (vor dem Pokalspiel gegen Heinsberg-Ost im Aug. 2012) gefeiert, hier habe ich Stunden um Stunden mit Satzungsfragen, Karnevalssitzungsvorbereitungen, Gesprächsrunden mit Ultras, Vereinsgremikern, überforderten Geschäftsführern usw. zugebracht. Das war eine spannende Zeit, in der ich viel über Vereinsarbeit lernen durfte, ein Stück weit erwachsener geworden bin, aber auch meine "Fan-Unschuld" verloren habe, weil es oft eben um viele Dinge ging, die weit über den Fußball hinausgingen. Ich bereue das nicht, die Dinge haben mich geprägt, sie waren aber auch sehr kräftezehrend und haben Beziehungen zu Menschen verändert. Und so war es dann doch schmerzhaft, dass Menschen, mit denen man sich einst gut verstanden hat, über die Jahre - und mit sich verändernden Ansichten - zu Menschen wurden, mit denen man nicht mehr gesprochen hat. Gräben gab es nicht nur zwischen Fans und Vereinsführung, sondern, bis heute, auch unter Alemannen. Das hat mir immer weh getan und das tut es bis heute.

Meine aktive IG-Zeit ist eigentlich lange vorbei - sie ging zu Ende, weil ich mich damals (zu sehr) in den Pratsch-Artikel hineingesteigert habe, der mir - nach einigen Jahren intensiven Einsatzes für die IG und die Alemannia - "fehlenden Stallgeruch" und Weiteres attestierte. Ich war damals zu jung, um damit umgehen zu können und glaube bis heute auch nicht, dass man mich (und andere) hätte heranziehen müssen, um öffentlich einen Konflikt auszutragen, den es zwischen verdienten und leidenschaftlichen Alemannen gab. Das möchte ich aber jetzt nicht weiter ausführen.

Ich bin dann zweimal aus der IG ausgetreten, beide Male aus Ärger über vermeintliche Untätigkeit amtierender Vorstandsmitglieder. Auch dies würde ich heute anders machen. Ich hätte ja selbst wieder aktiv werden können.

Wie auch immer: Ich bin dankbar für die IG-Zeit. Die nimmt mir niemand. Und diese Zeit hat Gutes bewirkt - wir sind wahrhaft ein Verein, in dem die Mitglieder Rechte haben, mitbestimmen können. Und wir haben in schwierigsten Zeiten sehr kritisch, aber aus meiner Sicht immer konstruktiv den Verantwortlichen auf die Finger geschaut und so doch einiges Positives bewegen können.

Ein Fanbeirat wird die IG nicht ersetzen können - ich denke, dass er ein völlig anderes Selbstverständnis haben wird. Ich halte ihn nicht für notwendig, kann aber akzeptieren, wenn Fans das anders sehen. Mir wäre nur wichtig, dass, falls der Beirat kommt, man dem Gremium eine Chance gibt. Denn das war in der Vergangenheit eben auch ein großes Problem: IG-Vorstandsmitglieder sahen sich immer harter Kritik (oft destruktiver Art) ausgesetzt - sie konnten beinahe nichts richtig machen. Und dann ist es natürlich auch so, dass es immer schwieriger wird, Ehrenamtler zu finden.

Mein Beitrag ist nicht besonders strukturiert - mea culpa - mir war es einfach ein Anliegen, meine Gedanken niederzuschreiben. Am Ende, Pathos ein: Was ist diese Alemannia eigentlich für eine geile Sau? Nur deswegen geben Menschen Zeit und Herzblut für diesen Verein. In Fanclubs, in einer IG, bei den Ultras, im Vorstand, im Forum, überall - bei aller Unterschiedlichkeit ist es unsere Liebe zur Alemannia, die zählt. Pathos aus - NUR DER TSV.
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Aachen ohne Alemannia?
Für mich nicht vorstellbar...



Geändert von Andreas (17.07.2023 um 18:22 Uhr)
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