...ein paar Worte verlieren. Also ich bin seit ein paar Wochen 30 Jahre alt und wohne in Jülich, wo ich auch aufgewachsen bin. Und habe hier im ehemaligen Rurstadion auch zum ersten mal die Alemannia live gesehen. War kurz nach dem Abstieg aus der 2.Bundesliga. So ein schlimmes 0:0, aber die lauten Aachener auf der "Gegentribüne" haben schön Stimmung gemacht, zum Groll der Jülicher Rentner und ich fand das irgendwie fasziniert. Seitdem war ich ein Sympathisant und habe halt die Alemannia im WDR, Zeitung oder Videotext verfolgt. Mehr war da erstmal nicht.
Hier muß ich nochmal weiter ausholen und mich auch outen. Vor diesem Spiel war ich schon länger "Fan" des VfB Stuttgart, warum ich Mitte der 80er auf das Team mit dem Brustring aufmerksam wurde, weiß ich nicht mehr genau. Aber Fußball war bei meinen Eltern zu Hause eh nie Thema, ich sah die Sportschau nur vereinzelt bei meinem Opa und dann wurde es zum Pflichttermin und ich verlor mein Herz komplett an den VfB. Als ich dann endlich meinen Führerschein hatte, fuhr ich auch vermehrt zu Spielen in der Nähe, vorher war das immer ein sehr langes Quängeln bis sich ein Vater in meinem Freundeskreis überreden ließ mit uns nach MG oder K zu fahren. So wurde zu meiner E-Jugendzeit der Bökelberg mein erster "Ground".
Jetzt aber zurück zur Alemannia, es dauerte bis Ende der 90er im ersten Zweitligajahr, als mich ein Freund fragte ob ich mit zum Tivoli käme, ich sagte prompt zu und ich war infiziert von dieser ursprünglichen Art des Fußballs, wir fuhren noch einige Male mehr in dieser Saison zum Tivoli und standen meist im V oder X-Block. Aber mein Freund fuhr immer seltener und ich schloß mich einer anderen Gruppe aus Jülich an, die zu jedem Heimspiel fuhr und so wechselte ich auch zu den anderen Jungs in den S-Block und holte mir auch bald eine Dauerkarte. Erste richtige Auswärtsspiele folgten auch und so sah man die Debakel unter dem aktuellen Elversberger Sportdirekter hautnah.
So gingen die Jahre ins Land, in Liga 1 nahm ich alles im Westen vom VfB mit und fuhr auch hier mehr Heimspiele, während der Sonntag in der Regel für die Alemannia reserviert war. Auswärts versuchte ich bspw. die Spiele in Mannheim, Fürth oder Reutlingen der Alemannia mit einem VfB-Spiel zu kombinieren und so wurden es immer mehr Spiele, ein bißchen Groundhopping im nahen Ausland, Europapokalspiele mit Stuttgart und dann auch Aachen folgten.
Im letzten Jahr wurde es schwieriger, ich mußte mich nach dem Aufstieg entscheiden und so sah ich in der letzten Saison die wenigsten Spiele auf dem Tivoli seit meiner aktiven Phase. Mein VfB-Herz war einfach größer, und durch die Terminüberschreitungen waren kaum Spiele beider Mannschaften zu koordinieren. Und während das VfB-Jahr das schönste meines (Fußball-)Lebens wurde, mußte ich mit einem weinenden Auge sehen, wie sich die Alemannia um ihren eigenen Lohn brachte und im letzten Saisondrittel völlig einbrach.
Diese Fanschizophrenie ist schwer zu erklären, viele mit denen ich aus beiden Lagern gesprochen habe, halten das für unmöglich, aber man sucht sich sowas nicht aus, es passiert einfach. Mein Herz hängt an der Alemannia, aber beim VfB tickt es nochmal eine Zehntelsekunde schneller.
Es ist jetzt länger geworden als ich wollte, hoffentlich habe ich niemanden gelangweilt.
Ich werde jetzt in Zukunft hier öfter schreiben, im Parsimony-Forum war ich zwar auch schon unter "CJ" angemeldet, kenne auch noch das alte Layout mit dem Rasen und den bunten Nicknamen, habe aber selten geschrieben und dann irgendwann mein Passwort verloren und nur noch mitgelesen. Ich hoffe die neue Software verbessert das miteinander hier, das in den letzten Jahren leider an Niveau verloren hatte.
Es verbleibt Christoph aus dem schönen Koslar bei Jülich. Man liest sich.