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Alt 05.09.2016, 21:00
Franz Wirtz Franz Wirtz ist offline
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Die Schlacht am kalten Buffet ...

Zitat:
Zitat von Aki Beitrag anzeigen
Ich habe es schon einmal erwähnt: Der Kölmel-Deal sollte meiner Meinung nach im Rahmen einer Investoren-Diskussion nach Möglichkeit aufgehoben werden. Wieso? Deshalb…

Bei dem Kölmel-Deal handelt es sich um einen ursprünglichen Vorgang aus den Jahren 1998 und 1999. (...)

Der Kölmel-Deal kann ein Damokles-Schwert des Klömpchensklubs sein. Die rechtlichen Einschätzungen haben sich mehrfach verändert (siehe z.B. Entwicklung in den Protokollen der Mitgliederversammlungen), insofern scheint eine absolut zutreffende Würdigung schwierig. Die rechtlich perfekte Einschätzung ist ebenso wie die Prognose der wirtschaftlichen Auswirkungen des Deals anscheinend kaum realisierbar, aber dennoch eigentlich wahnsinnig wichtig. Und dabei ist die unbekannte Vertragsverlängerung mit Infront noch nicht einmal für die Zukunft gewürdigt…
Die Schlacht am kalten Buffet ...

Danke
für den gut recherchierten Artikel. Es ist mit diesen elenden Altverpflichtungen wie mit Treibsand, zunächst erkennt man die tatsächliche Gefahr nicht, sinkt urplötzlich ein und unversehens ist man - „schwuppdiwupp“ - weg von der Bildfläche.

Immer mehr und mehr
Der Kölmel-Deal zeigt wie töricht es ist, sich in schwierigen wirtschaftlichen Notlagen leichtfertig weiterer Kredite oder neuer Geldquellen zu bedienen. Die Rechnung kommt lediglich später, aber sie kommt garantiert und nachfolgende Generationen müssen letztendlich alles blechen und werden in ihrem Bemühen, endlich Ordnung und Ruhe einkehren zu lassen, empfindlich gestört.

So groß die Not auch immer war, es fehlt(e) an Verantwortungsbewusstsein. Jahrelang wurden die daraus erwachsenen Verpflichtungen für den Verein falsch eingeschätzt und einfach unter den Tisch gekehrt. Wenn, wie beschrieben, die einzige Alternative zu dem zweiten Kölmel-Deal die Insolvenz war, muss man sich über mehr oder weniger ungünstige Rahmenbedingungen heute nicht mehr wundern. Typischerweise fragt niemand danach, wer für den ersten Kölmel-Deal und/oder für dessen falsche Beurteilung heute die Verantwortung übernimmt.

Aus Erfahrung wird man klug (?)
Vergleicht man das damalige Verhalten der Alemannia-Verantwortlichen mit dem heutigen, fallen dummerweise einige Parallelen auf. Zum einen betont ausgerechnet die Führungsspitze des Klubs die Alternativlosigkeit des Verkaufs von GmbH-Anteilen und bereitet somit allen möglichen Investoren ein freies Schussfeld und andererseits entmündigt sie hierdurch ausgerechnet die eigenen Vereinsmitglieder und übt massiv Druck auf sie aus.

Die Schlacht am kalten Buffet ...
Man stelle sich mal vor, alle Parteien säßen an einem großen Tisch und möchten jeweils lediglich ihre ureigensten Interessen durchsetzen. Wer redet mit wem? - Und wer hat was zu sagen?

Der TSV - die Mutter sozusagen, ist das wichtigste Organ, jedenfalls für alle Vereinsmitglieder. Geht die ausgelagerte Profi-Fußball-GmbH verloren, kehren viele dem Verein eventuell den Rücken zu und treten aus. Die bei der Gründung der GmbH gemachten Versprechungen wären gebrochen.

Die Alemannia-GmbH - die ausgelagerte Profi-Fußballabteilung wollte und will immer noch „hoch hinaus“ - und ist so tief gefallen. Deren Führungsspitze verhandelt praktisch mit ihren eigenen zukünftigen Vorgesetzten, soll aber, so nebenbei die Interessen des eingetragenen Vereins bestmöglich durchsetzen. Eine sagenhafte Konstruktion. Wer an solche Konstruktionen glaubt, darf sicherlich auch auf den Weihnachtsmann hoffen.

Die Stadt Aachen - irgendeine „arme Sau“ muss schließlich die Spielstätte zur Verfügung stellen, finanzieren und dauerhaft pflegen und instandsetzen. – Wer das wohl alles zukünftig leisten muss? - Einer der wichtigsten Punkte überhaupt und garantiert der Dreh- und Angelpunkt, an dem sich alles aufhängen und entscheiden wird. Die „Macher“ und „Entscheider“ sitzen also am Markt und nicht an der Krefelder Straße (hilfreicher ergänzender Hinweis für den Weihnachtsmann).

Der Vermarkter - die Firma Infront möchte Gewinne erwirtschaften. Es steht zu befürchten, dass, um finanzielle Engpässe auszugleichen, bereits weitreichende zusätzliche Verpflichtungen seitens des Vereins eingegangen wurden und somit ein weiteres Stück Zukunft, weil geringerer Verhandlungsspielraum, der Alemannia genommen wurde.

Der Rechtehändler Michael Kölmel - der bisherige Geldgeber möchte sein Kapital, falls möglich zurück und ebenfalls möglichst einen Gewinn abschöpfen. Michael Kölmel ist unter Umständen auch innerhalb der Investoren-Gruppe zu erwarten, zumindest dürfte er für diese Gruppe eine wichtige beratende Funktion innehaben, schließlich kennt er viele Details, die wir alle auch gerne wüssten. Insofern sitzen gewissermaßen die interessierten Investoren auch heute schon mit am Tisch. Eine leicht beunruhigende Vorstellung.

Die Sponsoren - möchten Anteil haben am (hoffentlich positivem) öffentlichen Auftritt des Traditionsvereins. Die Äußerungen von Wolfgang Hammer anlässlich der letzten JHV lassen erkennen, dass, um neue Sponsoren (oder alte zurück) zu gewinnen, ist ein Positions- und Strategiewechsel des Vereins dringend geboten. Da ein sportlicher Erfolg innerhalb kurzer Zeit (selbst mit Investor) nicht garantiert ist, muss ein neues Image, neue Gesichter und ein verändertes Erscheinungsbild den zwingend notwendigen Zugang zu allen denkbaren Sponsoren-Gruppen und auch zu zusätzlichen Zuschauergruppen möglich machen. Der Verein hat diesbezüglich jede Menge „verbrannte Erde“ hinterlassen. Dieser Acker muss, unabhängig von allen weiteren Entwicklungen, unbedingt bearbeitet werden und die Ansprache an Sponsoren verlangt nach einer glaubhaften „Story“ und die fängt besser nicht damit an, dass die Alemannia (-GmbH) gerade eben vom „reichen Onkel aus Amerika“ (alternativ München) gekauft wurde.

Die Vereinsmitglieder - wollen baldmöglichst wieder Profi-Fußball sehen. Allerdings ist das Meinungsbild hinsichtlich des Verkaufs der GmbH gespalten. Es war von Anfang an vorhersehbar, die willkürlich herbeigeführte Diskussion vom gescheiterten „Versager-Team-2018“ hat die Mitgliedschaft des Traditionsvereins gespalten und ist bereits der erste, durchaus ernst zu nehmende, weil bleibende Schaden, der hierdurch verursacht wurde. Die unterschiedlichen Meinungen stehen sich konträr gegenüber und sind nicht gegenseitig vermittelbar.

Die übrigen Fans - verfolgen ähnliche Interessen wie die Vereinsmitglieder, fühlen sich aber vermutlich weniger verpflichtet, dem Verein die Treue zu halten.

Die Lokalpresse - spätestens mit der Übernahme der Euregio Messen GmbH ist auch noch der letzte Zweifel daran weg, dass es mit deren Unabhängigkeit längst vorbei ist. Es war immer schon ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen mit Gewinnerwartung. Sie lieben generell jedes weitere Spektakel und werden gegen eine Übernahme des Klubs nichts einzuwenden haben. Ihren Einfluss durch die tagtägliche Berichterstattung sollte man nicht unterschätzen.

Der oder die Investor(en) - die wollen schlichtweg nur Geld verdienen, sei es durch erwirtschaftete Überschüsse, Spieler-Ein- und Verkäufe oder durch den Weiterverkauf ihrer GmbH-Anteile. Die öffentlich diskutierten Geldsummen, die sie mitbringen, sind so gering, dass man es beinahe nicht für möglich hält, dass der e.V., der übrigens fast nichts davon erhält, dafür seine Seele hergeben möchte. Die „erahnte“ Kompetenz, die gleich mitgeliefert werden soll, kann ich nicht beurteilen, ich fürchte allerdings, dass die gleichermaßen unbekannten Fremdinteressen, die dummerweise gleichfalls mitkommen, diesen erhofften Zugewinn mindestens wieder im negativen Sinne ausgleichen.

Die Liga und die Fans der gegnerischen Vereine - Wer Neuland betritt erlebt garantiert Überraschungen. Wollen die Alemannia-Fans demnächst so empfangen werden wie die Anhänger von RB Leipzig? Wie fühlt sich das an, wenn man sich hinsichtlich seines Klubs zu rechtfertigen hat?

Wäre das gegebenenfalls nicht die höchste Strafe, wenn man sich „in der eigenen Haut“ nicht mehr wohl fühlen würde?


PS:
Ausnahmsweise 'mal nicht
Die „normalen“ Bürger der Stadt Aachen und den „wehrlosen Steuerzahler“ lassen wir vorsorglich und ausnahmsweise 'mal bei dieser Betrachtung gänzlich außer acht.

PPS:
Unabhängige Presse

Dienstag, 29. Dezember 2015 - Aachener Nachrichten - Stadtausgabe / Wirtschaft / Seite 7
Zeitungsverlag Aachen übernimmt Euregio Messen GmbH

Aachen. Der Zeitungsverlag Aachen hat die Mehrheit an der Euregio Messen GmbH erworben. Mit dem Kauf und der daraus entstandenen Partnerschaft mit dem Aachener Unternehmer Norbert Hermanns erweitert das Medienhaus seinen Geschäftsbereich und setzt nun auch auf die Ausrichtung von Messen und Events in der Region. (...)

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Geändert von Franz Wirtz (06.09.2016 um 12:50 Uhr) Grund: Grammatik-Fehler / „Dö dudl dö“ / „zweites Futur bei Sonnenaufgang“
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a.tetzlaff (05.09.2016), Heinsberger LandEi (06.09.2016), Kimble (06.09.2016), Kreuzritter (06.09.2016), Schwatz-Jelb (08.09.2016), Wissquass (09.09.2016)