Zitat:
Zitat von Michi Müller
"Salomon trat infolge der Zeitrichtung ab"
Wenn ich so einen Stuss schon lese!!! Ich befasse mich zwar viel mit der deutschen (negativen) Geschichte, aber über Alemannia weiss ich zugegebenermaßen nicht wirklich viel aus der Zeit. Wer war damals Präsident und hatte der was mit den Nazis zu tun? Haben wirklich alle Fussballfans damals einfach nur zugesehen? Was war mit den Teamkameraden?
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Ich besitze das eben erwähnte Buch, und habe es auch gelesen.
Wer nicht in der NS-Zeit gelebt hat, kann vermutlich die damalige Situation nicht nachvollziehen.
Zitat aus dem Buch "und Salomon spielt längst nicht mehr":
"Infolge de Zeitrichtung"- damit ist aus der Sicht der Vereinszeitung zum Abgang Salomons alles gesagt. Über Nacht war der Stürmer jüdischen Glaubens plötzlich kein Sportskamerad mehr, obwohl er fast zehn Jahre für die Erste Mannschaft des Vereins die Fußballschuhe geschnürt hatte. Ob Salomon auf den allgemeinen Stimmungsumschwung reagiert und diesen Entschluss selbstständig gefasst hatte oder ob ihm von Verantwortlichen des Vereins nahegelegt worden war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Aus sportlicher Perspektive wurde der Schritt bedauert, aus politischer Perspektive hingegen nicht. Im Gegenteil: Der Austritt "infolge der Zeitrichtung", womit auf die Bildung der nationalen Regierung unter Adolf Hitler und deren Rassenpolitik angerspielt wird, scheint weder erklärungsbedürftig, noch wird er kritisch hinterfragt, geschweige denn war er durch gutes Zureden und die Versicherung auch weiterhin als Sportkamerad bei der Alemannia willkommen zu sein, verhindert worden.
Die menschliche Perspektive bleibt völlig ausgeblendet. Salomons Verdienste um den Verein werden mit keiner Zeile gewürdigt. Man spürt:Er war bei der Alemannia, für die er so lange erfolgreich gespielt hatte, inzwischen unerwünscht. Unerwünscht, weil ein Jude als Repräsentant der Ersten Mannschaft vor dem Hintergrund des reichsweiten Boykotts jüdischer Geschäfte am 01.April 1933 möglicherweise als Belastung für das Ansehen des Vereins empfunden wurde."
Eigentlich unfassbar, aber man sollte mit Kommentaren vorsichtig sein. Gleichschaltung,Überwachung, Druck und die Folgen bzw. negativen Perspektiven bei Widerstand haben die meisten davon abgehalten.
Keiner von uns könnte realistisch behaupten, er hätte sich anders verhalten.