Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1218  
Alt 27.09.2016, 23:26
Benutzerbild von Aix Trawurst
Aix Trawurst Aix Trawurst ist offline
Foren-Legende
 
Registriert seit: 01.08.2007
Beiträge: 8.668
Abgegebene Danke: 5.144
Erhielt 5.455 Danke für 2.257 Beiträge
Zitat:
Zitat von Braveheart Beitrag anzeigen
Peter Hess heute im lesenswerten FAZ-Kommentar (http://www.faz.net/aktuell/sport/fus...-14454209.html) zu den Fan-Protesten beim FC am So vor dem Spiel gegen RedBull:

"Gerechtigkeit gäbe es allenfalls, wenn die 50+1-Regel fällt, wenn alle Bundesligaklubs von Investoren übernommen werden dürften. Die Regel war in der Vergangenheit sinnvoll, um gierige Klubs vor windigen Geschäftsleuten zu schützen, die das schnelle Geld versprechen, schnell verschwinden und einen Traditionsverein in Trümmern hinterlassen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Längst ist das Big Business in den Fußball eingezogen, es geht nicht mehr um mittelständische Unternehmer, sondern um große Konzerne, die ihr Geld anlegen wollen. Zudem sind die Fußballfunktionäre professioneller geworden. Ihnen kann und muss zugetraut werden, die richtige Entscheidung für ihren Verein (oder ihre AG) zu fällen. Und wenn sie falsch ist, dann verschwindet eben der Traditionsklub aus der Bundesliga - so wie Offenbach, Wuppertal und Essen verschwunden sind. Es ist Zeit, die Heuchelei zu beenden."

Er hätte auch uns nennen können. Vermutlich hat er Recht, das sind die Zeichen der Zeit. Professionalität ist das Zauberwort, und bei mir schwindet nach unserer Höllenfahrt immer mehr die Überzeugung, es könnten Ehrenamtliche oder auch wir Fans hier Professionalität entwickeln.
Nur was bei den Befürwortern der Investorenmodelle regelmässig vergessen oder unterschlagen wird, ist dass das "Produkt" Fußball insbesondere auch das Produkt Fußall Bundesliga letzten Endes doch immer nur von den Zuschauern lebt.
Und die von Investoren betriebenen Teams ebenso wie die Werksmannschaften haben vergleichsweise zu den Traditionsklubs sehr geringe Zuschauerzahlen,übrigens sowohl im Stadion wie auch vor dem Ferseher.
Die Werksteams und all die kleinen Investorenklubs, leben auf Kosten der Traditionsklubs die mit ihren gigantischem Zuschauerzuspruch der Liga überhaupt nur die Rekordumsätze und Einnahmen bescheren.
Wenn diese Traditionsklubs nun immer weniger in einer Liga vertreten sind, dann sinkt die Attraktivität der Liga dementsprechend ab und damit auch die Zuschauerzahlen und die Werbeeinnahmen und all diese Dinge.
Und wenn es so weiter geht, wenn Werder Bremen aus der Bundesliga absteigen sollte, Schalke der HSV und diese Klubs mit entsprechend kleineren unattraktiveren Klubs ersetzt werden, dann kehrt sich das ganze irgendwann soweit um, dass die Großen Traditionsmarken mit den großen Stadien vornehmlich in der zweiten Liga spielen und die Rekordzuschauerzahlen dementsprechend dann auch eben dort zu finden sind. Und dann versteht auch der letzte depp, dass das ganze dann irgendwie nicht so wirklich viel Sinn macht so, wenn die Liga 2 für die Zuschauer in den Stadien wie vor den Fernsehern dann irgendwann sogar zunehmend attraktiver wird als Liga 1.

In England funktionieren die Investorenmodelle bislang doch nur deshalb nachhaltig, weil das die mit Abstand reichste und kostspieligste Liga ist in der sich einfach so dermaßen viele internatonale Stars tummeln, dass die weltweite Attraktivität dadurch gesichert bleibt und weil die Traditionsmarken zumindest als Fassaden noch halbwegs intakt geblieben sind und durch die hohen Gehälter und etsprechend bekannten Starspieler ein hohes Fußbalerisches Niveau garantieren können.

Die Bundesliga hinkt aber genau wie alle anderen europäischen Ligen der premier League so dermaßen weit hinterher, dass dort nur jeweils ein zwei oder drei Topeams noch halbwegs mit den englischen Premier League Teams längerfristig mithalten und konkurrieren können.

Rasenballsport Leipzig stellt diesbezüglich in der Tat eine gewisse Ausnahme unter all den deutschen Markenteams und Investoren Teams dar, insofern sie derzeit tatsächlich ein guter Zuschauermagnet sind, die leben immerhin nicht derart parasitär vom Zuschauerzuspruch anderer Mannschaften wie andere Werksteams, sondern bringen (erstaunlicher Weise und so kontrovers das gesehen wird) doch selber immerhin auch ausreichend eigene Zuschauerzuschpruch in die Liga und damit das Gesamtprodukt mit ein.
Da stellt Leipzig in Deutschland derzeit auch wirklich die einzige Ausnahme dar, der das tatsächlich gelingt. Und das gelingt Mateschitz auch nur deshalb, weil es eben der einzige Ostklub weit und breit ist, der auch ganz oben mitmischen kann und können wird.
Alle anderen, inclusive der albekannten und lange etablierten Werksteams Leverkusen und Wolfsburg, erreichen ihre eigenen Zuschauerzahlen viel zu wenig aus eigener Attraktivität heraus sondern eben vor allem aus der Attraktivität ihrer Konkurrenz und Gegner.
Eine jede Liga, ganz besonders aber die Top Liga an der Spitze, kann als ganzes aber eben doch auch nur eine gewisse Anzahl vergleichsweise kleiner unattraktiver Teams mit geringen Zuschaueraufkommen verkraften, denn ansonsten wird die Gesamtattraktivität der Liga als ganzes rapide beschädigt.
Und eben gerade dieses Phänomen zeichnet sich in Deutschland als Entwicklungstrend doch zunehmend ab, dass die Zuschauerattraktivität von Liga 2 stetig steigt und die von Liga 1 sinkt, auch wenn sich das bislang wirtschaftlich noch nicht besonders negativ auf die Ligen auszuwirken scheint.
Sollten jedenfalls am Ende dieser laufenden Saison kurioser Weise sogar tatsächlich alle drei gewaltigen Zuschauermagneten Bremen, HSV und Schalke allesamt absteigen, dann erleidet die Liga 1 einen echten und ganz realen wohl noch niemals zuvor gesehenen Attraktivitätsverlust und die Liga 2 gewinnt dementsprechend schlagartig ebenso massiv.
So etwas dürfte die Deutsche Fußballlandschaft schon recht erheblich durchschütteln und einige hohen Herren aufwecken lassen und zum Umdenken zwingen.
Vermutlich aber ironischer Weise auch nur in dem Sinne, dass es dann genau dazu führt dass 50+1 Regel nur um so schneller abgeschafft wird.

Und dabei hätten sich gerade die großen und einflußreichen alten Traditionsklubs bis vor kurzem noch sehr effizient davor schützen können, dass immer mehr Investoren- und Markenteams die Liga bevölkern. Das hättem an Beispielsweise ganz einfach tun können indem man Vorgaben zu Vereinsgröße und Mindestmitgliederzahlen eingeführt und umgesetzt hätte und diese Regeln dann auch auf Wolfsburg und Leverkusen angewendet hätte, anstatt sehenden Auges ganz wissentlich mehr und mehr Ausnahmen und Regelunterwanderungen der 50+1 Regel zu erlauben.
__________________
Spielt am Sonntag unser Fußballklub...

Geändert von Aix Trawurst (27.09.2016 um 23:31 Uhr)
Mit Zitat antworten
Folgender Benutzer sagt Danke zu Aix Trawurst für den nützlichen Beitrag:
Heinsberger LandEi (28.09.2016)