Begrüßung ehemaliger Spieler

[LaPalma]

Wenn man sich die Kader der Zweitligamannschaften anschaut, wird offenkundig, dass wir wohl selten so viele ehemalige Alemannia-Spieler bei uns auf dem Tivoli begrüßen konnten wie in dieser Saison.
Begrüßen?
Wie soll man sich verhalten, wenn der Name des Ehemaligen in der Mannschaftsaufstellung des Gegners genannt wird?
- Besonders auspfeifen oder schmähen?
- Normal, wie alle anderen gegnerischen Spieler auch?
- Besser als die anderen, ja eventuell sogar freundlich?
Grundsätzlich könnte man meinen, dass es zu unterscheiden gilt zwischen solchen Spielern, die Alemannia freiwillig – d.h. aus eigener Entscheidung – oder unfreiwillig – d.h. mangels Vertragsverlängerung – verlassen haben.
Aber was steht denn bei einem Vereinswechsel dahinter?
Nichts dramatisches, es sind völlig normale Vorgänge, wie sie im Berufsleben in aller Welt täglich zu Tausenden geschehen: Wenn der Arbeitgeber – also hier Alemannia - der Meinung ist, ein Arbeitnehmer – also ein Spieler - sei den ihm gestellten Aufgaben nicht (mehr) gewachsen, so verlängert er einen auslaufenden Vertrag eben nicht. Dasselbe gilt, wenn der Arbeitnehmer aus irgendeinem anderen Grund als nicht mehr "tragbar" angesehen wird. Die Meinungshoheit liegt hier beim Arbeitgeber.
Umgekehrt ist es, wenn der Arbeitnehmer von einem anderen Unternehmen ein besseres Angebot erhält. Dies um so mehr, wenn er nur begrenzte Zeit seinem Beruf nachgehen kann und sich, insbesondere mit Familie, verpflichtet sieht, in dieser Zeit möglichst viel zu verdienen. Im Normalfall weiß der Fußballprofi ja nicht, was nach seiner aktiven Zeit - beruflich - kommen wird.
Wir dürfen nicht vergessen: für uns Fans ist das alles Hobby, Leidenschaft und Emotion – für die Spieler ist es in erster Linie Beruf, Erwerbsleben und Alterssicherung.
Aus Sicht des Fans: wir haben toleriert, dass der Spieler zu Alemannia kam (und dabei natürlich auch einen anderen Verein verlassen hat), also ist es doch nicht mehr als Recht und billig, wenn wir auch seinen Weggang akzeptieren.
Natürlich kommt es hier auch auf die Art und Weise des Abgangs an; es sind Vorgänge denkbar und auch geschehen, die eine kritische Auseinandersetzung durchaus rechtfertigen.
Die Aktivität oder Passivität eines Spielers bei einem Wechsel von Alemannia zu einem anderen Verein kann also m. E. nicht grundsätzlich entscheidend sein für die Art, wie wir später mit ihm umgehen.
Gibt es vielleicht andere Kriterien der Beurteilung?
Ich meine: Kriterium kann und darf nur sein, ob ein Spieler sich in seiner Zeit bei Alemannia für uns – jeweils im Rahmen seiner individuellen Fähigkeiten – eingesetzt hat – und das bis zur letzten Minute.
Wenn zum Beispiel Spieler wie Sichone, Noll, Sukalo oder Blank (den allerdings erst in der nächsten Saison, falls Duisburg nicht absteigt) hier am Tivoli auflaufen, gebietet es unser Respekt und unser Dank, sie freundlich zu begrüßen.
Sie haben sich einmal für Alemannia entschieden, waren eine Zeit lang Alemannen und haben alles für uns gegeben. Die Verdienste bleiben bestehen, alles danach (und davor!) ist "business" und muss sowohl in die Verantwortung und Entscheidungsfreiheit von Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer gestellt bleiben.
In jedem Falle gibt es keinen Grund, einen bei Alemannia verdienten Spieler bei seinem Auftritt in einem anderen Trikot alleine aufgrund dieser Tatsache auszupfeifen. Im Gegenteil: Spieler, die einmal, wenn auch für begrenzte und vergangene Zeit, alles für Alemannia gegeben haben, haben einen freundlichen Empfang verdient.
Gruß von der isla bonita!