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Alt 26.02.2016, 21:24
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Zitat von der.julius Beitrag anzeigen
Ein neues Stadion, auch in dieser Größenordnung bzgl. Fassungsvermögen, war richtig. Einzig die wahnwitzige Finanzierung, gepaart mit unfähigen und / oder größenwahnsinnigen Offiziellen, waren die Genickbrecher.
Das Thema "Größenordnung" ist damals sehr kontrovers diskutiert worden. Einigen, aber eher wenigen, war das Fassungsvermögen mit 32.000 Plätzen zu groß. Einigen aber auch zu klein. Im damaligen Fanforum gab es durchaus Diskutanten, die eine Stadiongröße von weit über 40.000 Plätzen forderten. Soweit ich mich erinnere, war aber nicht allein die Gesamtkapazität in der damaligen Diskussion von Bedeutung, sondern auch die Anzahl der Stehplätze.

Zur Erinnerung:
Der alte (= echte) Tivoli hatte eine Kapazität von 21.000 Plätzen, bei lediglich rund 3.600 Sitzplätzen. Insofern konnten (mussten?) mehr als 17.000 Fans stehen, darunter rund 15.000 Heimfans. Vor diesem Hintergrund habe ich es damals gut nachvollziehen können, die Stehplatzkapazität für Heimfans in einem neuen Stadion mit mindestens 10.000 zu definieren. Bei einer Quote von knapp 30 % Stehplätzen ergab sich auch insofern eine Kapazität von "irgendwo knapp über 30.000 bis ca. 32.000 Plätzen".

Darüber hinaus gab es nach meiner Erinnerung Stimmen, die befürchteten, dass es irgendwann eine DFL-Vorgabe zur kompletten "Versitzplatzung" geben könnte. Vor diesem Hintergrund gab es Sorgen, dass ein Stadion mit beispielsweise 25.000 Plätzen bei evtl. 10.000 Stehplätzen nach einer evtl. Umwandlung von Steh- in Sitzplätze nur zu einer Gesamtkapazität von 20.000 führen würde und damit sogar kleiner als der alte Tivoli wäre.

Der Wettbewerb startete meines Wissens im Frühjahr 2007; nur zur Erinnerung: Damals gab es mehrere Jahre mit fast durchgängig ausverkauften Heimspielen, auch bereits zu Zweitligazeiten. Im Frühjahr 2007 stand die Alemannia in der Bundesliga auf einem scheinbar sicheren Platz im unteren Mittelfeld der Tabelle. Im März 2007, nach einem Auswärtssieg in Cottbus, stand sogar Platz 9 zu Buche. In der damaligen Phase war es sicher kein Größenwahn, eine Stadiongröße zu planen, die die Alemannia hinsichtlich der Stadionkapazität in der "Kategorie" Bochum, Bielefeld, Mainz, etc. einordnen ließ.

Nein, die Kapazität war nie das Problem. Es war die Finanzierung. Und da lässt sich aus heutiger Sicht sicher auf damals Verantwortliche schimpfen, ganz gleich, ob sie vor oder hinter Vorhängen standen, um dieses unsägliche Bild zu zitieren. Andererseits aber gab es den gerichtlichen Vergleich, der ohne einen Stadionneubau zum Bau einer sehr teuren Lärmschutzwand hinter dem Aachener Wall geführt hätte, eine Maßnahme ohne jeden wirtschaftlichen Nutzen für den Profifußball. Und wenn man dann noch bedenkt, dass in den Jahren vor der Neubauentscheidung immer nur "Einmaleffekte" zu - dann leichten - Jahresüberschüssen geführt haben (mal der DFB-Pokal, mal der UEFA-Cup, mal der Verkauf von Rösler oder Schlaudraff, mal der Wechsel eines Trainers nach Hannover), erschien der Neubau an anderer Stelle trotz der aus heutiger Sicht selbstverständlich zu kritisierenden, weil waghalsigen, Finanzierung notwendig.

Die Frage war: Keine Zukunft mit dem alten Tivoli, weil dieser nicht ertüchtigt werden durfte, und bei ausbleibendem sportlichen Erfolg der wirtschaftliche und sportliche Absturz zu befürchten war. Oder ein Neubau, abgesichert über eine Landesbürgschaft, mit einem sicher aus heutiger Sicht völlig utopischen Businessplan, der damals aber immerhin durch das Land (vor Gewährung eben jeder Landesbürgschaft) intensiv geprüft und für gut befunden wurde. Ein solcher Neubau bot immerhin die Chance zur deutlichen Ertragsverbesserung.

Was fehlte, war die komplette Absicherung über die öffentliche Hand (von der Landesbürgschaft einmal abgesehen; aber eine Bürgschaft ist kein Finanzierungsbestandteil, sondern eher eine Risikoabdeckung). Ich hätte mir gewünscht, dass die Stadt Aachen nur ein Teil des vielen Geldes, das sie mehrfach in den Jahren nach dem Stadionbau und über den Ruin der Alemannia in den Bau gesteckt hat, von vorneherein als Unterstützung in das Projekt investiert hätte. Das wäre für die Alemannia besser gewesen. Und vermutlich auch für die Stadt, die sich einmalig ordentlich beteiligt hätte. Heute muss sie dauerhaft und womöglich bis zum Sankt Nimmerleinstag den Stadionbau bezuschussen, und zwar konsumtiv.
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