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Alt 10.08.2021, 12:10
Exiloecherjonge Exiloecherjonge ist offline
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Ich wage mich auch mal an das Thema. Einfach weil es nun mal ein alltagsbestimmendes Thema ist, leider aber auch vielen unangenehm ist. Es hat viel mit Politik zu tun und ebenso mit der persönlichen Freiheit. Dennoch finde ich es wichtig, drüber zu reden.

(Ich bezieh mich indirekt auch auf die Beiträge von ATSV-Mow und Michi Müller)

Thema Impfen:

Ich habe (leider) auch einige (wenige) Menschen im in meinem Umfeld, die sich nicht impfen lassen wollen. Das sind weder Coronaleugner noch Schwurbler oder sonstige Impfgegner. Nein, das hat mehrere Gründe:

Da ist zum einen eine generelle Angst vor Ärzten, Spritzen etc. Dazu kommt dann, dass im eigenen Umfeld eigentlich niemand bekanntes eine Corona-Infektion bekommen hat und man sich denkt, so schlimm kanns ja dann nicht sein. Außerdem sei man ja bisher auch so gut durch die Pandemie gekommen.

Dann wäre da noch das trügerische Gefühl der Sicherheit. Andere sind ja alle geimpft, dann bin ich auch geschützt. Und das ist in meinen Augen das Gefährliche. Solange keine Herdenimmunität erreicht ist und gleichzeitig das muntere Reisen in der Weltgeschichte (egal ob geschäftlich oder privates Reisen) weiter Fahrt aufnimmt, steigt auch die Gefahr weiterer Virus-Varianten, sodass die Ungeimpften - das muss man so hart sagen - der Hauptfaktor dafür sein könnten, dass sich das Virus weiter verbreiten kann und zudem im schlimmsten Falle die Wirksamkeit der Impfstoffe nachlässt und die Pandemie ungebremst weitergeht.

Und schließlich ist da auch noch die Sorge vor Impfreaktionen und Nebenwirkungen sowie der Umstand, dass die Impfstoffe im Schnellverfahren "durchgeprügelt" worden seien (was so ja auch nicht stimmt, die Technik der Impfstoffe wurde ja nicht gänzlich neu erfunden, sondern dank massiver Investitionen und wissenschaftlichen Höchstleistungen "angepasst"). Und zwei Jahre erstmal abwarten ob noch was auftritt kann ich in einer Pandemie natürlich auch nicht. Dafür sind die bisherigen Erkenntnisse ausreichend und zuverlässig, was die Sicherheit angeht.

Dennoch steht es jedem Menschen frei, ob er sich impfen lässt. In gewissen Bereichen (vor allem im medizinischen) finde ich eine Impfpflicht vom Grundgedanken her sinnvoll, im Allgemeinen eher nicht. Ich bekehre auch niemanden. Das muss jeder selbst wissen. Aber denjenigen, die sich nicht impfen lassen wollen sollte bewusst sein, dass für sie besondere Einschränkungen im öffentlichen Leben, beim Reisen etc kommen dürften und gerade nach Wegfall der kostenlosen Tests ihr gesellschaftliches Leben erschwert sein dürfte. Zudem werden sich diese Menschen -früher oder später- infizieren, sollte eine Herdenimmunität nicht schnell erreicht werden.

Zum Thema Wirksamkeit:

Hier muss man auch vorsichtig sein. Impfdurchbrüche sind sehr sehr selten und daher für mich "vernachlässigbar". Anders verhält es sich bei der Übertragung des Virus durch Geimpfte. Das ist nach jetzigen Erkenntnissen zwar möglich, aber eher die Gefahr wird zumindest dadurch eingegrenzt, dass bei den Geimpften oftmals keine ausreichend hohe Viruslast vorhanden ist, die eine Übertragung wahrscheinlich machen würde. Ein trügerisches Gefühl von absoluter Sicherheit ist damit aber sicherlich verbunden, ja.

Zum Thema Alemannia und Testen:

Ich kann der Alemannia gar keine Vorwurf machen, dass da bis jetzt noch nichts kommt. Die ganze Sache ist hochkompliziert.

Jeden zu Testen vor dem Spiel würde sämtliche Kapazitäten sprengen. Wer zahlt die Tests. Wer organisiert sonstige Ausrüstung und vor allem Personal. Schnelltests mit Fehleranfälligkeit oder PCR-Tests? Was ist mit denjenigen, die Tests ablehnen, aber genesen oder geimpft sind? Wann soll das Testen für tausende Menschen beginnen? Ab 4 Uhr morgens?
Und beim Verweis auf öffentliche Testcenter haben wir nur eine Verlagerung des Problems: Der Test nicht älter als 24h? Was ist ab Oktober?

Die 3G Regel sowie ausreichend Abstand und die eigene Disziplin, dem Vordermann nicht direkt in den Nacken zu schreien, bietet im Moment die sicherste und gleichzeitig praktikabelste Lösung. Warum eine Testpflicht für Geimpfte? Die Ungeimpften haben ihre Chance sich wirksam zu schützen und wer das nicht möchte (sein gutes Recht) muss dann aber auch mit den Konsequenzen daraus leben. Vor allem wo ziehe ich die Grenze? Ich kann doch nicht bei sämtlichen Restaurant- und Kinobesuchen z.B. den Geimpften eine Testpflicht auferlegen. Mit welchem Recht? Das würde ja den Sinn, durch die Impfung gewisse Freiheiten zurückzuerlangen, vollkommen zunichte machen.

Und daran, durch bessere Information die wirklichen Impfgegner etc. zurückzugewinnen, glaube ich auch nicht. Wer allen Ernstes an Chipeinpflanzungen (klar, was ist auch sonst in einer Spritze mit durchsichtiger Flüssigkeit) usw. glaubt, der ist für Argumente nicht zugänglich.

Zusammenfassend finde ich die 3G-Regel ohne Testen für Geimpfte, dafür mit Abstand zueinander für einen guten Weg, gerade bei Freiluftveranstaltungen.

Ach so ja, alles natürlich nur meine (verkürzt dargestellte) persönliche Meinung.


Edit: Falls das jetzt allerdings der Anlass großer Diskussionen wird, das wollte ich nicht bezwecken, dann einfach wieder löschen.
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chris2010 (10.08.2021)