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Alt 29.01.2024, 22:48
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Zitat von Geheimniskremer Beitrag anzeigen
Übrigens: Großes Kompliment an die AZ, die nicht auf den Zug aufgesprungen ist, unrechrchiert schnell irgendwas oder gar möglichst viel rauszuhauen, sondern die nun bedacht und mit Abstand die Berichterstattung beginnt.
Da waren andere deutlich "geiler" auf Klicks, als es eben extrem einfach war.
Da ziehe ich echt meinen Hut.
Na ja, die AZ meint dazu:

"Selbstverständlich sei man gegen Hass, Hetze und Extremismus. Alemannia sei keine politische Vereinigung, hielt man am Vorabend des Holocaust-Gedenktags fest. Und: „Wir möchten nicht an Demonstrationen teilnehmen, an denen Transparente mit dem Slogan „AfD'ler töten“ gezeigt werden“, publizierte der Klub. „An der Spaltung der Gesellschaft werden wir ausdrücklich nicht teilnehmen“, hielt der Verein fest, der gleich die Kommentarfunktion sperrte. Ein einzelnes fragwürdiges Plakat in einer vorangegangenen Demonstration wurde als Argument genommen, sich von der Bewegung zu distanzieren, die bundesweit derzeit hunderttausende Menschen auf die Straße holt.

Stundenlang hatten sich einzelne Gremienmitglieder vor der Veröffentlichung abgestimmt, Einigkeit herrschte nicht, herauskam ein fragwürdiger Text, den nicht einmal alle Funktionäre vorab gelesen hatten, so war es später zu hören. Unterschrieben war die Stellungnahme dennoch pauschal mit „Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung“.

Bundesweit gab es schnell Reaktionen auf die Veröffentlichung. Philipp Köster, Gründer und Chefredakteur der „11Freunde“ tweetete: „Mag sein, dass sich manch ein Klub um eine klare Haltung drückt, so schmierig und durchsichtig wie Alemannia Aachen hat das noch kein Klub hinbekommen.“

„Ich hätte mir sehr gewünscht, dass sich die Alemannia dem starken demokratischen Signal der Stadtgesellschaft anschließt“, sagt Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen am Montag. „Aber ich bin auch sicher, dass sie zeitnah noch eine Gelegenheit finden wird, in der sie ein deutliches Zeichen gegen Rassismus sowie für Vielfalt und Weltoffenheit setzen kann.“

Bis zuletzt hatte das Veranstalter-Bündnis am Samstagmittag noch auf einen offiziellen Vertreter der Alemannia gehofft. Viel Applaus bekam bei der Kundgebung Friedrich Jeschke, Verwaltungsratsmitglied der Alemannia, der an die jüdischen Alemannia-Spieler erinnerte, die in der Nazizeit verfolgt wurden.

Sascha Theisen, der seit vielen Jahren liebevolle Kolumnen rund um den Verein verfasst, reagierte ebenfalls entsetzt auf die Kommunikation der Alemannia: Nach so vielen mitreißenden Momenten in dieser Saison sei dieses Statement ein „echter Tiefpunkt der Vereinsgeschichte“, hielt er fest. „Ganz bitter.“

Beifall kam – erwartbar – nur aus der rechten Ecke. AfD-Verbände feierten den Verein dafür, dass er sich nicht vor den Karren spannen ließe: „Ihr zeigt Mut, obwohl die Hexenjagd auf jeden Selbstdenkenden im vollen Gange ist.“
Enttäuscht kommentierte Alemannias Fanmagazin „In der Pratsch“: „Der Traditionsverein als anbiedernder Komplize Ewiggestriger anstatt ernstzunehmender Partner im gesellschaftlichen Dialog.“
Am Tag nach der Publikation, als sich die Kritik schon großflächig ausgebreitet hatte, fand sich niemand am Tivoli, der noch hinter dem Text stand. Geschäftsführer Sascha Eller distanzierte sich umgehend. Klare Kante wäre ihm lieber gewesen, sagt Eller, der auch den AZ-Aufruf „Wir gegen rechte Hetze“ unterschrieben hat. „Da gibt es im Verein auch keine zwei Meinungen zu“, sagt er.
Auch Aufsichtsrat Osama Momen hielt am nächsten Morgen unmissverständlich fest: „Ich bin gegen die AfD, ich bin gegen jede Form von Rechts- und Linksextremismus“, sagte der Strafverteidiger. Robert Moonen, Deutschlands dienstältester Stadionsprecher, betonte an seinem Geburtstag: „Ein Verein wie Alemannia muss in solchen Fragen eindeutig sein. Es darf keine Interpretationen geben, wofür

Die Stadt war voll, auf drei Plätzen, Katschhof, Markt und Büchel, standen rund 20.000 Menschen dichtgedrängt und demonstrierten gegen rechte Hetze. Eine offizielle Vertretung von Alemannia Aachen wurde vermisst. Foto: Bernhard Felker
Eher angefasst reagierte Alemannias Aufsichtsratschef Marcel Moberz auf die Kritik, die ihn postwendend erreicht hatte. „Es ist verrückt, mit welcher Besessenheit die Menschen übereinander herfallen. Unglaublich, wie sehr der Hass über die Menschen kommt.“ Moberz, der mitverantwortlich für die Veröffentlichung war, fühlte sich am Samstagmorgen verunglimpft und kündigte – nicht zum ersten Mal – an, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Ein paar Stunden später nach dem letzten Testspiel an diesem Samstag meldete er sich dann doch wieder zu Wort und forderte: „Vollgas und Konzentration für die nächsten 15 Wochen.“

Alemannias Beitrag wurde am Samstagmittag ohne Erklärung einfach auf der Homepage gelöscht. Stattdessen erschien an der Stelle ein Bild, es zeigte Momen, Eller und Moberz bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch vor ein paar Wochen. Mit am Tisch saßen Trainer Heiner Backhaus, Co-Trainer Ilyas Trenz und der Technische Direktor Erdal Celik. Die drei waren in die Stellungnahme nicht eingebunden, jetzt wurden sie zu Reparaturzwecken auch gezeigt. „Alemannia ist klar gegen Rechts“, stand auf dem Bild, das nach ein paar Stunden auch schon wieder verschwand.
Stattdessen erklärte sich der Verein dann am Samstagnachmittag erneut und diesmal unmissverständlich. „Unser Posting war ein Fehler!“ In aller Form entschuldigte man sich für das zweifelhaft formulierte Statement. Der Verein stehe für Offenheit, für Integration, für Gemeinsamkeit. „Alemannia Aachen distanziert sich ausdrücklich und nachdrücklich von der AfD. Wir verwahren uns gegen die Instrumentalisierung durch diese Partei.“ Unterschrieben war die Klarstellung diesmal nicht.Ein Fragenkatalog der Redaktion liegt dem Verein vor. Die Beantwortung soll nach internen Beratungen zeitnah folgen.
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Geändert von Aix-la-Chapelle (29.01.2024 um 23:21 Uhr)
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Aixcentric (30.01.2024)